Wer 10 Personen fragt, was sie unter verstehen, läuft Gefahr, 11 verschiedene Antworten zu erhalten. Das häufigste Missverständnis ist vermutlich, dass Spiritualität zwingend mit Religion verknüpft ist. Das Wort ist aus dem lateinischen »spiritus« abgeleitet, das unter anderem »Atem«, »Seele« oder »Geist« bedeutet. Im Altertum wurde der Atem mit der Seele gleichgesetzt, und tatsächlich ist der Atem eine Möglichkeit, uns mit unserer Essenz, unserer Seele zu verbinden. So beschreibt Spiritualität also das, was sich der Erforschung und dem Erleben von Geist oder die Seele widmet, im Gegensatz zu allem Materiellen, allem, was wir in unserer Newtonschen, physikalischen Welt wahrnehmen.
Spirituell sein kann man also durchaus, ohne religiös zu sein. Selbst der Dalai Lama stellt in seinem »Buch der Menschlichkeit“ fest, dass er es nicht für notwendig hält, einer Religion anzugehören, um ethisch zu leben und nach Erleuchtung zu streben. Das herausragendste Beispiel hierfür ist wohl die moderne Quantenphysik, deren Erkenntnisse, ohne Spiritualität einzubeziehen, gar nicht möglich gewesen wären. Auch die sogenannte »neue Biologie« wendet sich spirituellen Themen zu (s. Bruce Lipton).